Ein chilenischer Demonstrant – durch Schrotkugeln der Polizei erblindet. Ein 84-jähriger Angehöriger der indigenen Gemeinschaft der Massai – beim friedlichen Protest durch die Polizei angeschossen und verschleppt. Geflüchtete in Ägypten – durch Abschiebung ins Bürgerkriegsgebiet Sudan bedroht. Und: Bergisch Gladbacher, die sich für sie einsetzen.
Dies alles und viel mehr gab es beim Stand unserer Bergisch Gladbacher Gruppe auf dem Stadt- und Kulturfest am Sonntag. Bei schönem Wetter kamen wir mit vielen Besuchern ins Gespräch über die Menschenrechte auf der ganzen Welt. Besonders unsere Petitionen erregten den Wunsch und gaben die Gelegenheit, zu handeln. Die Petitionen, die auch online unterschrieben werden können, sollen Ole Ngiy’o, Gustavo Gatica und den sudanesischen Geflüchteten in Ägypten helfen.
Tansania: Ole Ngiy’o
Oriaisi Pasilance Ngiy’o (Ole Ngiy’o), ein Angehöriger der indigenen Gemeinschaft der Massai, wurde zuletzt am 10. Juni 2022 gesehen, als er an einer Protestveranstaltung teilnahm, die sich gegen die rechtswidrige Vertreibung der Massai von ihrem angestammten Territorium in Loliondo richtete. Die Sicherheitskräfte setzten scharfe Munition und Tränengas sowie andere Formen exzessiver, willkürlicher und rechtswidriger Gewalt ein, um die Veranstaltung aufzulösen. Der 84-jährige Ole Ngiy’o wurde von Sicherheitskräften in beide Beine geschossen. Nach Angaben von Familienangehörigen und anderen Anwesenden lag er hilflos am Boden und wurde von der Polizei in ein Fahrzeug getragen.
Im November 2022 beantragten die Rechtsbeistände der Gemeinschaft der Massai eine richterliche Haftprüfung, und das Gericht forderte die Behörden auf, das Schicksal von Ole Ngiy’o aufzuklären. Die Polizei kam den Vorladungen des Hohen Gerichts allerdings nicht nach, und zwei Jahre nach dem Verschwindenlassen von Ole Ngiy’o fehlt von ihm nach wie vor jede Spur.
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Chile: Gustavo Gatica
Der Psychologiestudent Gustavo Gatica beteiligte sich im Oktober 2019 an Massenprotesten, die sich gegen Preiserhöhungen im öffentlichen Nahverkehr und soziale Ungleichheit richteten. Dabei schossen ihm Sicherheitskräften mit Schrotkugeln ins Gesicht, was dazu führte, dass er erblindete.
Im August 2020 wurde ein Carabinero festgenommen und angeklagt, die Schüsse auf Gustavo Gatica abgegeben zu haben. Seither läuft ein Strafverfahren gegen den mutmaßlichen Schützen, das jedoch nur sehr schleppend vorankommt. Die letzte Anhörung zur Vorbereitung des Prozesses fand am 9. August 2024 statt und brachte wenig Fortschritte. Nach Angaben des chilenischen Menschenrechtsinstituts liegen 10.568 Strafanzeigen von Geschädigten wegen Menschenrechtsverletzungen der Polizeikräfte während der sozialen Unruhen Ende 2019 vor. Doch nur ein geringer Teil führte bislang zu Anklagen gegen die verantwortlichen Sicherheitskräfte.
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Ägypten: Sudanesischen Geflüchteten drohen Haft und Abschiebung
In Ägypten werden Menschen, die vor dem Konflikt aus dem Sudan fliehen, in hohen Zahlen willkürlich festgenommen und rechtswidrig abgeschoben. Die Festgenommenen werden bis zu sechs Wochen unter grausamen und unmenschlichen Bedingungen festgehalten, bevor sie in den Sudan abgeschoben werden, obwohl dort ein Konflikt tobt. Die Betroffenen haben weder die Chance auf ein ordnungsgemäßes Verfahren mit einer individuellen Risikobewertung noch die Möglichkeit, Asyl zu beantragen. Laut Schätzungen des UN-Hochkommissariats für Flüchtlinge (UNHCR) waren allein im September 2023 rund 3.000 Menschen betroffen. Zehntausenden sudanesischen Staatsangehörigen droht weiterhin die Abschiebung.